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Monatsgeschichte Juni: Hunde im Ginster

 

Hunde im Ginster

 

Zwei Paar müde Augen und hechelnde Zungen erwarteten mich auf dem Flur. Mein Pfiff zum Spaziergang löste nicht die erhofften Reaktionen aus. Brownie ging demonstrativ unter den Tisch und Bianca schleckte meine Hand. Sie legte ihr Köpfchen auf meinen Schoss, blickte mich vorwurfsvoll an.

Sollte wohl bedeuten, bei 35 Grad spazieren, ohne uns.

„Ihr müsst raus. Wir gehen auf den Waldweg hinter dem Haus. Da ist es schön kühl.“

Ehe Bianca sich aus dem Staub machte, legte ich ihr die Leine an. Das reichte, um Brownie aus seinem Versteck zu locken. Ohne ihn ging Bianca nirgendwo hin. Ha, das kam gar nicht in den Napf.

Beide trotteten hinter mir her, und kaum war ich auf besagtem Weg, gingen die Ruten hoch. Schwupps, waren sie vorne. Ich lächelte. Zugegeben, diese Affenhitze war nicht zum Aushalten. Aber hier war es schön frisch. Zudem verirrte sich nie jemand hierher. Ich beschloss, die Hunde von der Leine zu befreien. Sie sollten ruhig Hund sein. Hätte ich geahnt, was kommen würde, hätte ich es mir wohl zweimal überlegt. Mein Blick wanderte über den Gins. Für dieses Jahr blühte er schön kräftig, und es gab viele Sträucher. Für den Ginsterumzug würde genug vorhanden sein, um die Schauwagen zu dekorieren. Mir kam der Gedanke, diese Pracht in Bildern festzuhalten. Ich blickte durch den Sucher, zoomte heran und erstarrte. Unter einem schönen, breiten Ginsterbusch lugten zwei mir wohl bekannte Schwänze heraus.

„Oh nein, nein, nein.“

Ich hastete dorthin, ging auf die Knie. Brownie zog als erster den Kopf heraus, lächelte mich unschuldig an. Über seinen Rücken waren lauter gelben Pflanzenteile verstreut. Selbstverständlich blieben die schön in seinem Teddyfell haften. Hier war die Bürste fällig. Und Bianca war noch schöner, als sie heraustrat. In ihrem Halsband hatten sich Äste verfangen, das verlieh ihr eine Ginstermähne.

„Du siehst super aus, meine Kleine. So können wir gleich zum Ginsterumzug wandern und uns hinter den Zug stellen. Das habt ihr fein hingekriegt. Brownie kann ich kämmen, aber du, mhh…“

Ich rupfte den ersten Zweig heraus. Sie leckte mich, wand den Kopf.

„Nein, nein. Lass dich gewäh….“

Ehe ich den Satz beendet hatte, war sie weg. Laut bellend. Brownie verstand das als Spiel und beide liefen fröhlich vor mich her in Richtung unserer Wohnstraße. Ich pfiff, rief - nix zu machen. Sie hatten wieder ihren „Ich-höre-Frauchen-nicht“ -Tag.

 

Auf der Straße kamen gerade Leute aus der Nachbarschaft vorbei. Zum Glück waren sie trotzdem vernünftig und blieben am Waldweg stehen. So konnte ich meine zwei Fellnasen anleinen. Die Leute starrten mich an. Ich machte mich innerlich auf Vorwürfe gefasst. Leute, die nicht angeleinte Hunde nicht mochten, gab es genug. Aber nein, sie begangen zu klatschen.

„Super Idee. Geht ihr so zum Platz am Montag?“

„Oh, was sind die hübsch.“

Beide hoben stolz ihre Ruten und trotteten wie Ginsterkönige nach Hause.

 

(Lucy Engel, Autorin aus Luxemburg)

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