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Monatsgeschichte August: Kühlendes Nass

Kühlendes Nass

 

Vierzig Grad. Der Hitzerekord stand. Ausgerechnet in meiner Gegend. Nicht, dass ich etwas gegen Sommerhitze hätte. Aber das war definitiv zu viel des Guten. Müde Augen blickten mir von unter der Bank entgegen. Ich nickte verständnisvoll.

„Arme Fellnasen, die Hitze macht euch zu schaffen. Wartet, Frauchen wird euch noch mehr Wassernäpfchen füllen und während ihr trinkt, geh ich mal das Schwimmbecken holen.“

 

Während ich die Näpfe mit kühlem Wasser füllte, grübelte ich, wo das Becken liegen könnte. Im Keller, die Preisfrage lautete, wo? Wenn Vergessen eine Sportsdisziplin wäre, würde ich mühelos jedes Mal die Goldmedaille einheimsen. Aber was soll´s, das Haus verliert bekanntermaßen nichts. Mit ein bisschen Nachdenken würde ich es schon finden. Der Vorteil war, dass der Keller angenehm kühl war, aber leider voller Spinnweben und Staub. Oft ging ich nicht dorthin. Da kein direkter Weg durch das Haus hinunterführte, diente er nur als Rumpelkammer. Dort lagerten all die Sachen, die einmal im Jahr Verwendung fanden. Ich begann meine Suche in der hintersten Ecke, schob Kisten voller Christbaumschmuck zur Seite. Nix. Es musste aber hier sein. Meine Finger bekamen ein Stück Plastik zu greifen.

„Aha, ich glaub… ach nee, an dich dachte ich nicht mehr…“, enttäuscht legte ich den aufblasbaren Schneemann zurück in die Truhe. „In diesem Koffer sind all die aufblasbaren Dinger, aber das, was ich suche, natürlich nicht. Und das hier, verflucht, na, die wird sich freuen, wenn ich ihr erzähle, dass ich ihren Flamingo gefunden habe, jetzt, da sie fort ist, uns ein neues Boot für den Strandurlaub zu besorgen.“

Mit der Vorstellung einer keck blickenden Schwester, die ein neues aufblasbares Boot gefunden hatte, stöberte ich weiter. Was würde es sein? Ein Einhorn, wieder ein exotischer Vogel, oder gar eine Eule? Etwas krabbelte meinen Arm herauf. Ich schrie wie am Spieß, als ich die fette, braune Spinne erblickte. Heftig schüttelte ich mich. Ouah, diese Tierchen mochte ich nicht leiden, wenn ich auch ihre Spinnweben bewunderte. Aber, wie sagt man so schön: Spinne am Morgen, Kummer und Sorgen, Spinne am Abend, quickend und erlabend. Die Spinne landete punktgenau auf einem herausragenden Stück gelber Plane. Hurra, hinter einer Matratze lag das gute Teil. Meine Fellnasen würden dank einer Spinne zum Planschen kommen. Ich schob die Matratze beiseite und ergriff das Becken.

 

Draußen begann ich, es aufzublasen - und zwar mit der Handpumpe. Ich hatte keine Lust, noch weiter im Keller nach der elektrischen Pumpe zu wühlen. Schweißperlen flossen mir die Stirn herunter, bald war ich nasser als bei einem kräftigen Regenguss. Eine Erfrischung wäre jetzt willkommen. Als es aufgepumpt war, füllte ich es mit dem Gartenschlauch auf. Zwei Ruten wedelten aufgeregt. Es war ihnen anzusehen, wie sehr sie sich freuten. Die Mittagssonne spiegelte sich im klaren Wasser. Nicht so gut. Auf einen Sonnenbrand konnte ich verzichten. Schnurstracks ging ich zum Picknicktisch und nahm den Sonnenschirm heraus. Den wollte ich neben das Becken einpflanzen. Aber der Boden war zu hart, um ihn einfach einzustecken. Wenn ich doch nur einen Schirmständer hätte. Aber leider war der uns im Winter durch den Frost geplatzt. Sowas passiert, wenn man ihn draußen stehen lässt. Ich simste meiner Schwester, sie solle auch einen Ständer mitbringen.

„So ihr beiden, nicht verzweifeln. Frauchen weiß sich zu helfen. Ein Blumentopf und etwas Erdboden.“

Beide Hunde blickten mich an und flüchteten. Na so was! Komisch, eben waren die beiden noch voller Begeisterung. Ein frischer Wind verschaffte mir Abkühlung. Herrlich. Fröhlich pfeifend füllte ich den Topf mit Erde, als ein lauter Rums mich hochblicken ließ. Über mir türmten sich schwarze Wolken. Mein Wunsch ging gerade in Erfüllung. Rasch schloss ich den Schirm, ehe der Wind ihn fortblies. Dicke Tropfen fielen vom Himmel herab. Triefend, als hätte ich angezogen selbst im Becken geplanscht, erreichte ich das Haus. Beide Hunde empfingen mich mit einer Miene, die nach schelmisch grinsend aussah.

„Oh, ihr könnt lachen. Ich geh jetzt duschen und mich trocknen.“

 

Hätte ich mal den Mund gehalten. Kaum hatte ich den Vorhang geschlossen, als Brownie und Bianca ihr Schnäuzchen hindurch schoben.

„Nee, nee, nee, kommt nicht…“

Zu spät. Beide sprangen zu mir unter dem lauwarmen Wasserstrahl. Frei nach dem Motto: du hattest uns ein Bad versprochen, und versprochen wird nicht gebrochen.

 

 (Lucy Engel, Autorin aus Luxemburg)

 

 

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