Märchenrallye 2021


Dies ist eine Station der Märchensommer Märchenrallye von PoiSonPaiNter, und hier hat alles seinen Anfang!


 

 

Mein Lösungsbuchstabe ist das N.


Stadtmusik war gestern

 

„Du kannst mir ruhig glauben. Ich habe sie selbst gesehen.“ Der Igel schnaufte vor Aufregung und warf einen empörten Blick über die stachelige Schulter. „Warum glaubst du mir denn nicht?“

 „Ha! Nach dem geschmacklosen Scherz mit dem Wettlauf? Da fragst du noch?“ Die Nase des Hasen zitterte vor Empörung, wenn er an jenen Tag zurück-dachte, an dem er so übel vorgeführt worden war.

 „Das ist nun schon eine Ewigkeit her. Und es war ja nur als freundliche Lektion fürs Leben gedacht. Wer viel angibt, hat am Ende keine Freunde. Sieh dich an, du hast mich, deinen besten Freund. Ich verrate dir sogar, wo man Superstars zum Anfassen treffen kann.“ Der Igel kicherte und eilte wacker voraus, gefolgt von dem immer noch leicht misstrauischen Hasen.

 „Und du bist dir ganz sicher? Es sind wirklich die Berühmten Vier? Vielleicht sehen sie ihnen nur ähnlich? Soll ja Tiere geben, die das ausnutzen, wenn man sie nicht auseinanderhalten kann.“

 Aber der Igel lachte nur über diesen kleinen Seitenhieb. „Ich habe sie singen hören. Komm schon, und sei jetzt leise. Da vorn im Wäldchen, dort rasten sie.“

Vorsichtig schlichen sie näher und bald konnten sie vier sehr unterschiedliche Gestalten ausmachen, die es sich neben einem Feuer gemütlich gemacht hatten. Der Hase wollte wieder eine seiner Fragen stellen, doch der Igel machte „Pst“, damit er hören konnte, was die Stars der tierischen Musikwelt zu bereden hatten.

 

„Ich bin’s leid“, sagte der Esel und wackelte mit seinen langen Ohren. „Mir hängt unser Lied echt zum Hals raus. Warum dürfen wir nicht endlich mal etwas anderes zum Besten geben?“ Bevor einer der Gefährten antworten konnte, holte er tief Luft und begann zu singen. Seine Stimme war rau, volltönend und das Lied von so lieblicher Melancholie, dass Hase und Igel betört im Gebüsch saßen, während ihre Tränen lautlos vom Moos aufgesogen wurden. Als der Esel sein Lied beendet hatte, nickten ihm die anderen Tiere am Feuer zu.

„Niemand interpretiert den Fado gefühlvoller als du, Freund Grauschimmel“, seufzte die Katze. „Aber deine Lieder wühlen das Herz auf. So werde ich wohl keinen Schlaf finden.“

Der Hahn plusterte sich auf. „Nun denn! Damit wir nicht in unserem eigenen Herzeleid ertrinken, werde ich euch nun eins meiner liebsten Lieder vortragen.“ Er räusperte sich, machte sich groß, reckte den Hals und schmetterte los. Der Igel rollte sich vor Schreck zusammen und der Hase legte die Ohren an. Doch schon bald lauschten sie mit wachsendem Vergnügen der Melodie, die munter auf der Tonleiter hin und her, hoch und runter schwang. Als der Hahn verstummte, waren die beiden heimlichen Zuhörer ganz aus der Puste, als hätten sie selbst aus voller Kehle mitgesungen.

 „Wow, das war großartig, Rotkopf.“ Der Hund wedelte begeistert, und auch Katze und Esel waren aufgesprungen, hatten sich im Takt des Liedes gewiegt. „Wie nennt man diese Art von Musik? Die habe ich wirklich noch nie zuvor gehört.“

 Der Hahn nahm das Lob mit einer eleganten Verbeugung entgegen. „Da hast du wohl Recht, Freund Packan. Dem Namen nach stammt diese Musik wahrscheinlich aus längst vergangenen Zeiten. Man nennt sie …“ Er zögerte einen Moment. „Man sagt Oparette dazu, wird also nur von sehr alten Männern gesungen, denke ich.“

„‘Alt‘ passt gut zu uns. Das macht auf jeden Fall Lust auf noch mehr Schwung, wuff! Jetzt bin ich dran, und es darf getanzt werden.“  Der Hund heulte auf und stimmte einen Song an, bei dem sich Hufe, Füße, Pfoten und sogar Ohren ganz von allein in Bewegung setzten. Alle vier Musikanten sprangen um das Feuer herum, und auch im Gebüsch wurde wild zum Takt des Liedes gehopst. Als der letzte Ton verklungen war, sanken alle erschöpft, aber glücklich zu Boden.

„Das, meine Lieben, nennt man ‚Rock en Roll‘“, japste der Hund, und als er die fragenden Blicke sah, fügte er weltgewandt hinzu: „Ist fremdsprachig und bedeutet so viel wie ‚Steine Rollen‘.“

„Ja“, lachte der Esel, der noch ganz außer Puste war. „Das passt. Bei so viel Feuer geraten auch die dicksten Felsbrocken ins Rollen.“

„Das hat wirklich Spaß gemacht“, stimmte auch die Katze zu. „Jetzt bin ich fast schon bereit, mich schlafen zu legen. Was haltet ihr von etwas leiser Musik zur Nacht, um wieder ein wenig zur Ruhe zu kommen?“

Die anderen stimmten zu und machten es sich am Feuer gemütlich. Auch Hase und Igel kuschelten sich ins Moos, um der samtigen Stimme zu lauschen, in der ein sanftes, unendlich beruhigendes Schnurren mitschwang. Als die Melodie verklungen war, hörte man bloß noch das Knistern der brennenden Holz-stücke und das tiefe Atmen der schlafenden Tiere.

Nur der Hahn murmelte mit bereits geschlossenen Augen: „Sag, verehrte Bartputzerin, wie heißt diese Zauberweise, mit der du uns beschenkt hast?“

Die Katze gähnte „Man nennt es Chanson, eine Musik, die jede Katze im Blut hat. Wir bedauern nie, was wir tun. Das ist halt unsere Art.“

 

„Das ist so schade“, jammerte der Hase und musterte betrübt die Abdrücke neben der Feuerstelle. „Nur ein paar Spuren sind uns von diesem schönen Abend geblieben, dabei hätte ich so gern ein Autogramm von den Bremer Stadtmusikanten gehabt.“

„Du musst das Schöne sehen, lieber Hase.“ Der Igel saß zufrieden im morgendlichen Sonnenschein. „Andere bekommen vielleicht ein Blatt mit einem Pfoten- oder Hufabdruck. Aber wir …“ Er blinzelte seinem Freund zu. „Wir durften ihre Lieblingslieder hören. Ist diese Erinnerung nicht viel wertvoller?“

 

*************

Na klar, hier geht es um Die Bremer Stadtmusikanten. Heute sind die vier Gefährten echte Berühmtheiten in der Musikszene der Märchenwelt. Doch kannst du dich noch an ihre Anfänge erinnern? Damals, vor langer Zeit, bevor ihre steile Karriere begonnen hatte?

Rallyefrage:

Warum machen sich die Tiere auf nach Bremen?


a)    Weil sie schon immer große Musiker werden wollten
b)    Weil ihre Besitzer ihnen an den Kragen wollten
c)    Weil sie sich einen wohl verdienten Urlaub gönnen wollen

 

Lösung gefunden? Großartig! Und jetzt husch, husch weiter zur nächsten Station.

Ich wünsche dir viel Spaß bei der diesjährigen Märchenrallye, aber gib gut auf dich acht! Die Märchenwelt ist schön, aber auch gefährlich ...
Alles Liebe, Anathea


Was?

Märchenhaftes natürlich!

Wann?

Vom 07.06. - 25.07.2021

Warum?

Weil es einfach Spaß macht!